Wesentliche Kennzahlen von Software-Unternehmen

Ein anstehender Verkauf der eigenen Geschäftsanteile bedeutet für viele Unternehmer häufig nicht nur den ersten Kontakt mit Finanzinvestoren, sondern immer auch eine zusätzliche Belastung neben dem Tagesgeschäft. Diese zusätzliche Inanspruchnahme entsteht in unserer Erfahrung gerade am Anfang des Verkaufsprozesses mit einem potentiellen Käufer immer dann, wenn vom Investor angeforderte Daten zur Analyse des Unternehmens gar nicht oder nicht in verwertbarer Form im Unternehmen verfügbar sind. 


Gleichzeitig stellen Finanzinvestoren für viele Unternehmer unbekannte Anforderungen an die Art und Qualität der angeforderten Daten. Um Verwirrung vorzubeugen und einen möglichst raschen Due Diligence-Prozess zu gewährleisten, stellt dieser Beitrag deshalb einen Katalog der Daten vor, wie ihn professionelle Software-Investoren wie Ookam Software typischerweise im Rahmen der vertiefenden Due Diligence anfragen. 

Unsere Motivation: Nur wenn Verkäufer die Kennzahlen nicht nur kennen, sondern auch erklären können, können Sie von Anfang an auf Augenhöhe mit Investoren interagieren. 

Um die Entwicklung und das Potential eines Unternehmens besser einschätzen zu können, brauchen Investoren Daten zu vier Themenkomplexen.

  1. Kunden sind die Voraussetzung für fortgesetzten Unternehmenserfolg. Hier interessiert Investoren vor allem, wie viele neue Kunden pro Jahr gewonnen wurden, welche Produkte sie gekauft haben und wie lange es dauerte, einen neuen Kunden zu akquirieren. 

  2. Mitarbeiter: Um die Effizienz und Effektivität der einzelnen Abteilungen des Unternehmens besser bewerten zu können, schauen Investoren, wie viele Mitarbeiter das Unternehmen beschäftigt, welche Verantwortlichkeiten sie haben und wie hoch die Tagessätze der Consultants für die Implementierung der Produkte des Unternehmens sind.

  3. Produkt: Hier interessieren Investoren sich i.d.R. dafür, wie viele Kunden welche Produkte/Module nutzen, außerdem für die Produkt-Pipeline und dafür, welche Softwarekomponenten von Drittanbietern in der Technologiebasis des Produkts verbaut sind.

  4. Finanzen: Als Investoren schauen potentielle Käufer sich auch die Finanzen des Unternehmens intensiv an. Im Vordergrund stehen dabei die GuV und die Bilanz des Unternehmens ebenso wie die Umsatzverteilung nach Wartung und anderen Dienstleistungen sowie die Auftragslage des Unternehmens

Idealerweise stellen Verkäufer die nachstehenden Angaben für die letzten vier Geschäftsjahre vor der Transaktion zur Verfügung. Für das angefangene Geschäftsjahr können Prognosen erstellt werden. Das Ziel der Investoren bei der Analyse ist es, Trends in Umsatz- und Kostenstruktur des Unternehmens zu erkennen – hierfür ist eine Entwicklung über die Zeit unerlässlich. 

  1. Kunden

    1. Zahl der Kunden

    2. Durchschnittliche Anzahl an Instanzen und Abrechnungsmultiplikatoren pro Kunde

    3. Durchschnittliche Kosten pro Lizenz (mit ausgewiesenen Rabatten)

    4. Durchschnittliche Projektgröße

    5. Durchschnittliche Neukundenvertriebszyklen

  2. Mitarbeiter 

    1. Zahl der Mitarbeiter in Vollzeitbeschäftigung

    2. Aufteilung der Mitarbeiter nach Verantwortlichkeiten/Abteilungen (F&E, Sales, Administration, Dienstleistungen und Consulting);

    3. Tagessätze der Berater im Zeitverlauf

  3. Produkt

    1. Technologiebasis nach Produkt

    2. Informationen zur Produkt-Pipeline

    3. Grobe Release-Verteilung der Kunden nach Produkt  (wie viel % der Kunden sind auf der aktuellsten Version vs. der vorherigen etc.)

    4. Kumulative Tabelle zur Modul-/Produktpenetration (“x% der Kunden nutzen Produkt A, y% nutzen B”, etc.)

    5. Informationen zu verwendeten Drittkomponenten/Fremdsoftware

  4. Finanzkennzahlen/KPIs

    1. GuV 

    2. Kapitalflussrechnung 

    3. Bilanz

    4. Umsatzaufteilung nach Neukunden und Bestandskunden: Wartung, Lizenzen, Dienstleistungen und andere (z.B. Hardware) 

    5. Auftragsbestand aufgeteilt nach “vertraglich gesichert” und “noch in Verhandlung”

    6. Churn (in % des Umsatzes sowie Zahl der Kunden und Nutzer) inkl. Abwanderungsgründe

    7. Kundenkonzentration: Wie viel Prozent des Wartungsumsatzes generieren Top 1, 3, 10 und 20 Kunden?

Wir hoffen, dass diese Aufstellung Ihnen dabei hilft, sich und Ihr Software-Unternehmen auf einen unmittelbar anstehenden oder zukünftigen Anteilsverkauf, etwa im Rahmen einer Nachfolge, vorzubereiten. Falls Sie mehr darüber erfahren wollen, wie Ookam in Software-Unternehmen investiert, kontaktieren Sie uns hier.